Wieso gibt es die Fashion Revolution Week?
Vor 8 Jahren ist in Bangladesch der bis dato größte Unfall in der internationalen Fashion Industrie geschehen. Die Textilfabrik Rana Plaza ist eingestürzt und 1.135 Menschen haben ihr Leben verloren, mehr als doppelt so viele wurden verletzt. Obwohl bereits am Vortag Risse in der Fassade des achtstöckigen Gebäudes entdeckt wurden, wurden viele Arbeiter*innen gezwungen, ihre Arbeit fortzusetzen. Produziert haben in Rana Plaza Fast Fashion Riesen wie Primark, C&A und Benetton.
Was ist das Ziel der Fashion Revolution Bewegung?
Durch das Unglück lag für kurze Zeit viel Aufmerksamkeit auf der Fashion Produktion, doch selbst nach acht Jahren hat sich leider nicht viel verändert. Denn neben der Sicherheit des Arbeitsplatzes, der Geräte und Chemikalien geht es auch um fairen Lohn und Gleichberechtigung der Arbeiter*innen.
Fashion Revolution möchte in erster Linie auf die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in Fast Fashion Produktionsstätten aufmerksam machen und die Unternehmen zur Verantwortung ziehen.
Die Forderung ist, dass die Rechte der Menschen in der Produktion und an der gesamten Lieferkette an Stellenwert gewinnt und nicht, wie zur Zeit noch, ein Hintergedanke bleibt. Als nachhaltiges und faires Label liegen uns Aspekte wie die Sicherheit unserer Näher*innen sehr am Herzen, weshalb wir ausschließlich in einer von uns persönlich besuchten und für gut befundenen Produktionsstätte in Lissabon, Portugal produzieren.
Covid-19 und die Fast Fashion Branche
Eine Krise trifft meist die am schlimmsten, die es bereits davor schwer hatten. Genau so lief es im Frühjahr 2020 für die Fast Fashion Industrie. Viele Fast Fashion Riesen haben ihre Produktion komplett eingestellt oder bereits getätigte Aufträge nicht abgenommen oder bezahlt, aus Angst durch den geschlossenen Einzelhandel auf den Produkten sitzen zu bleiben. Dieser plötzliche Stopp hatte natürlich große Auswirkungen auf die gesamte Lieferkette. Die Menschen in den Produktionsstätten, die bereits unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen litten, hatten plötzlich keine Arbeit mehr.
Die Fabriken in den Niedriglohnländern mussten die Folgen alleine tragen, da die großen Konzerne durch Vertragsklauseln abgesichert sind. Während die Produzenten in Vorkasse gehen, warten sie teilweise Monatelang auf das Begleichen der Rechnungen. Wenn diese Zahlungen ganz ausbleiben, können auch keine Löhne mehr ausgezahlt werden und ganze Familien stehen auf einmal vor der Hungersnot.
Die Fashion Revolution Bewegung kämpft dafür, dass in der Modebranche mehr Transparenz herrscht und soziale Verantwortung für alle in der Produktionskette übernommen wird.
What's in my clothes?
70 Prozent der weltweit produzierten Textilfasern bestehen aus synthetischen Polymeren. Diese werden aus Erdgas, Erdöl oder Kohle gewonnen und chemisch umgewandelt. Die Produktion dieser Kleidung, z.B. durch die ungeschützte Aussetzung von Chemikalien, stellt für die Arbeiter*innen ein großes Gesundheitsrisiko dar. Außerdem setzen die Kleidungsstücke bei jedem Waschgang Mikroplastik frei, das ungefiltert in den Wasserkreislauf gelangt.
Es gibt aber auch nachhaltige Alternativen, die von vielen Fair Fashion Labels verwendet werden. So wird z.B. der Zellstoff für die Lyocellfaser Tencel™ aus dem natürlichen und nachwachsenden Rohstoff Holz gewonnen. Das dafür verwendete Holz kommt von Bäumen aus nachhaltiger Forstwirtschaft und der Stoff ist biologisch abbaubar. Die vegane Seide 'Cupro' ist eine regenerierte Zellulosefaser. Der Ausgangsstoff dafür bleibt bei der Baumwollgewinnung übrig. Eine weitere nachhaltige Alternative ist es, Fasern zu verwenden, die bereits im Umlauf ist. So ist z.B. der Hauptbestandteil unserer Spitze recyceltes Polyamid Q-nova®. Hier werden Textilreste aus der Produktion zu einem neuen Garn verarbeitet.
Was kann jede*r Einzelne von uns tun, um die Bewegung zu unterstützen?
In der Fashion Revolution Week geht es vor allem darum, auf die Missstände in der Modebranche aufmerksam zu machen und die Probleme sichtbar zu machen. Deswegen teilt fleißig Beiträge zu dem Thema, sprecht mit euren Freund*innen darüber und werdet selbst auf Social Media oder offline aktiv!
Das Beste, was jeder tun kann, ist sich gründlich zu informieren und basierend darauf seine Entscheidungen zu treffen. Weil jeder Kauf eine Message sendet, ob einem die Umwelt und faire Arbeitsbedingungen und -löhne wichtig sind! Secondhand Kleidung ist eine gute Option, Ressourcen zu schonen. Bewusst bei kleinen Fair Fashion Labels einzukaufen und Fast Fashion zu meiden, ist auch ein wichtiger Schritt, der der Modeindustrie hilft, sich langfristig umzuorientieren. Je mehr kritische Stimmen hinterfragen, wie die Produktionsbedingungen vor Ort sind, umso besser.
Als Teil der Fashion Revolution fordern wir daher alle Konsument*innen und vor allem auch alle Fashion Labels dazu auf, zu hinterfragen: who made your clothes?